Verwendung eines Bailout Rebreathers (BOCCR)

Von Jakub Šimánek, übersetzt in Deusch von Roland Zbinden

Jakub Šimánek. Photo by Dan ValekWir alle wissen, dass ein Rebreather ein erstaunliches Hilfsmittel für Tieftauchgänge, Wrack- und Höhlenforschung ist. Seine Effizienz beim Verbrauch von Atemgas ist immens und verspricht lange Zeit unter Wasser, selbst in grossen Tiefen. Jeder, der einen Vergleich zwischen dem Verbrauch im offenen und im geschlossenen Kreislauf in 100 Metern Tiefe sieht (220 Liter Gas gegenüber 1,5 Liter Sauerstoff pro Minute), beginnt sich vorzustellen, wie erstaunlich und einfach es ist, mit einem Rebreather in eine solche Tiefe abzutauchen. Schliesslich kann ich die Box einfach auf den Rücken nehmen und brauche nichts weiter zu tun. Wenn wir jedoch beginnen, uns mehr in die Details des Tauchgangs zu vertiefen, stossen wir auf eine entscheidende Einschränkung.

Wir müssen im Falle eines katastrophalen Versagens des Rebreathers wie einer Flutung oder eines durchgebrochenen Scrubbers immer genügend Reservegas mitführen. In einer solchen Situation müssen wir auf einen offenen Kreislauf ausweichen. Im Falle des oben erwähnten Tauchgangs von bis zu 100 m mit einer Grundzeit von 20 Minuten (einschliesslich Abstieg) würde eine ausreichende Versorgung für den Aufstieg und die Dekompression vier Al80-Flaschen erfordern.

Gleichzeitig sind vier Bailout-Flaschen an der Grenze des bequemen Tauchens ohne Scooter. Es ist also schön, dass der Rebreather es uns erlaubt, 6 Stunden tief unter Wasser zu sein, aber ohne einen Haufen Flaschen können wir ohnehin keine schwierigeren Tauchgänge mit langer Exposition durchführen. Die Realität sieht so aus, dass Taucher oft tief oder weit in Höhlen tauchen und eine völlig unzureichende Gasreserve zur Verfügung haben.

Team-Rettungsaktion ist ein Glücksspiel

Es gab natürlich die Tendenz, diese Situation mit einem Team-Bailout zu lösen, bei dem jeder Taucher ein Tiefengemisch hat und die restlichen Gase für einen Taucher auf alle Teammitglieder verteilt werden. Ich halte dies für gefährlich, weil nur ein einziger Taucher als gerettet gilt, aber wenn ein anderes Teammitglied in Schwierigkeiten ist, wäre die ganze Gruppe gefährdet. In diesem Fall ist der Taucher nie autark, und wenn er aus irgendeinem Grund aus der Gruppe ausbricht, verliert er im Falle einer kritischen Situation die Überlebenschance.

Die Lösung ist ein Bailout-Rebreather

Um das Potenzial des geschlossenen Kreislaufs wirklich auszuschöpfen, brauchen wir ein völlig gleichwertiges Backup. Also, einen zweiten Rebreather. Leute wie Olivier Isler oder Krzysztof Starnawski haben dieses Problem mit einem doppelten Rebreather in der Backmount Konfiguration gelöst. Aber zwei Rebreather auf dem Rücken nehmen viel Platz ein und sind schwieriger zu kontrollieren. Heutzutage, wo es einen Trend zu Sidemount-Rebreather gibt, die relativ einfach an ein bestehendes Gerät angebracht werden können, ist die Situation viel einfacher und für mehr Menschen als nur einige wenige Personen zugänglich. Nichtsdestotrotz befindet sich dieser Ansatz noch im Anfangsstadium, und zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels steckt der Bailout Rebreather-Tauchkurs noch in den Kinderschuhen. Wie taucht man also sicher mit zwei Rebreathern?

Vorbereitung ist von höchster Wichtigkeit

Ich sage meinen Schülern während der CCR-Kurse, dass eine detaillierte und gründliche Vorbereitung und Prüfung des Geräts vor dem Tauchgang 80 Prozent des Erfolgs beim Rebreather-Tauchen ausmachen. Im Falle eines gedoppelten Geräts gilt dies doppelt. Ein Bailout-Rebreather muss genauso sorgfältig vorbereitet werden wie das Primärgerät, einschliesslich aller Tests und des Voratmens. Ich tue dies im klassischen CCR-Modus, bevor ich in den CCR-Bailout-Modus wechsle. Nur dann können wir uns auf das Backup-System verlassen.

Ein Bailout Rebreather allein reicht nicht aus

Ich habe bereits an vielen Diskussionen über Bailout Rebreather, ob privat oder öffentlich, teilgenommen, und es gibt immer noch die ziemlich gefährliche Ansicht, dass der Bailout Rebreather eine allgegenwärtige Lösung ist, die alles ersetzt. Leider ist dies falsch. In kritischen Situationen, in denen es notwendig ist, sofort auf einen Bailout-Rebreather umzuschalten, bleibt keine Zeit, den Kreislauf des Bailout-Rebreathers zu überprüfen, bevor man aus ihm atmet. Wie wir im nächsten Absatz erfahren werden, könnte uns ein ungetesteter Kreislauf sofort töten. Es ist daher notwendig, zuerst auf den offenen Kreislauf umzuschalten, entweder durch ein BOV oder eine entsprechend platzierte zweite Stufe. Dies gibt uns Zeit, den anderen Kreislauf richtig vorzubereiten und erst dann zu ihn überzugehen, wenn wir sicher sind, dass der Kreislauf den gleichen Druck hat und das Gas atembar ist.

Dies verpflichtet uns, immer eine geeignete Bailout-Flasche mit einer Mischung mit zu nehmen, die in den meisten Tauchprofilen atembar ist. Bei sehr tiefen Tauchgängen sollten mindestens zwei Flaschen mitgenommen werden, wobei eine den tiefen Teil des Tauchgangs und die andere den flachen Teil abdecken sollte. Bei Tauchgängen bis zu 100 Metern Tiefe habe ich in der Regel eine 12-Liter-Stahlflasche dabei, die gleichzeitig meinen seitlichen Trimm für den Bailout Rebreather ausgleicht. Sauerstoff vom Kreislaufgerät mit Bajonett-Schnellanschluss ist auch gut, wenn ich wirklich für alle Szenarien gesichert sein will.

Der Druckunterschied kann uns töten

Die grösste Gefahr des sekundären Rebreathers besteht darin, dass wir, wenn wir nicht von ihm atmen, keine Ahnung haben, ob der Druck im Atemkreis mit dem Umgebungsdruck ausreichend kompensiert wird. Dies sollte durch das ADV geschehen, aber wenn es aus irgendeinem Grund (geschlossenes Diluentventil, Absperrventil, leere Diluentflasche) funktionsunfähig wird, kann sich der Druck während des Abstiegs nicht ausgleichen, was zu einem relativen Vakuum im Kreislauf führt. Die Gegenlunge kollabiert und die Wellschläuche ziehen sich zusammen. Wenn das Vakuum im Gerät weiter ansteigt, wird das Gerät mit Sicherheit beschädigt und irgendwo überflutet. Aus dem Gerät unter Vakuum einzuatmen, würde bedeuten, dass das Gerät in einem Augenblick das gesamte Gas aus unseren Lungen absaugt, und wir würden anfangen zu ertrinken. Beim Aufstieg gibt es ein umgekehrtes Problem, wenn das Überdruck-Ablassventil blockiert ist. Das Einatmen aus dem Überdruckgerät kann sofort ein Lungen- oder Magen-Barotrauma verursachen.

Regelmässige Testverfahren

Um dieses Risiko zu vermeiden, ist es notwendig, den Status des Backup-Rebreathers ständig zu überwachen. Ich habe das folgende Validierungsverfahren eingerichtet: Ich löse den Atemkreislauf des Bailout-Rebreathers und stelle sicher, dass die Schläuche und Gegenlungen nicht kollabiert sind. Ich injiziere eine kleine Dosis Diluent, um sicherzugehen. Der Liberty CCR hilft mir mit seinen Drucksensoren innerhalb des Atemkreislaufs sehr. Ich kann die Tiefen an einem primären und einem sekundären Rebreather vergleichen, und wenn sie sich unterscheiden, bedeutet das, dass der Bailout-Rebreather entweder Unter- oder Überdruck hat. Danach prüfe ich den Sauerstoffpartialdruck im Bailout-Loop und mache, wenn er atembar ist, zwei vorsichtige Atemzüge. Damit stelle ich fest, ob das Gerät geflutet ist. Dann gehe ich zum Primär-Rebreather zurück und befestige das Bailout-Mundstück an meinen Brust-D-Ring.

Diese Prozedur führe ich zusammen mit dem Bubble-Check und dem Bailout-Check zu Beginn des Tauchgangs in einer Tiefe von etwa 5 m durch. Dann, etwa auf halber Tiefe oder sogar mehrmals während des Abtauchens, wenn der Tauchgang sehr tief ist. Ich teste erneut nach Erreichen der Zieltiefe und in Abständen von etwa 15 Minuten. Ich würde das Gerät mindestens viermal während des Tauchgangs testen. Das ist überraschend einfach, denn wenn man von einem Atemkreislauf zum anderen wechselt, gibt man kein Gas ins Wasser ab und verändert somit auch nicht den Auftrieb. Es ist wichtig, dass Sie bei der Handhabung der Mundstücke Ihre Aufmerksamkeit darauf richten, dass Sie das Mundstück, aus dem Sie nicht atmen, immer schliessen. Die richtige Position des Geräts ist absolut entscheidend, um eine brauchbare Atemarbeit zu gewährleisten. Während des Aufstiegs ist es notwendig, proaktiv expandierendes Gas aus allen Auftriebskörpern einschliesslich des sekundären Rebreathers abzulassen. Dies ist wahrscheinlich der unkomfortabelste Teil des Tauchgangs, der vor einem ernsthaften Abstieg gut geprobt werden muss.

Merkmale des Bailout-Rebreathers

Wenn wir einen klassischen Rebreather mit einem klassischen CCR-Modus für den Sekundärkreislauf verwenden, werden wir wahrscheinlich in Schwierigkeiten geraten, denn das Magnetventil wird um jeden Preis versuchen, den Sollwert zu erreichen und unseren Sauerstoff verschwenden, während er unseren Auftriebsausgleich erschwert. In der Entwicklungsphase des Liberty Sidemount entdeckten wir, dass das Gerät nicht nur für klassische Sidemount-Höhlenprofile verwendet werden kann, sondern dass es auch wunderbar als Bailout-Rebreather geeignet ist. Aus diesem Grund haben wir ihm einen speziellen CCR-Bailout-Modus hinzugefügt, in dem die Magnetventile in den Schlaf versetzt werden. Trotzdem überwacht das Gerät ständig den Sauerstoffpartialdruck und zeigt die Spannung aller Sauerstoffsensoren an. Der Partialdruck unterscheidet sich also von dem im primären Rebreather. Die Echtzeit-Dekompressionsberechnung basiert auf einem festen Sollwert, so dass ich in beiden Rebreathern die gleichen Sollwerte habe, die ich gleichzeitig umschalte. Dadurch verfügt der Reserve-Rebreather in jeder Phase des Tauchgangs über Informationen über die Gewebesättigung des Tauchers, und wenn der Taucher auf einen Bailout-Rebreather umschalten muss, berechnet er weiterhin die Online-Dekompression. Wenn der Taucher durch den Notfall gestresst ist und vergisst, auf den Standard-CCR-Modus umzuschalten, schaltet der Liberty nach einer gewissen Zeit der Atmung aus dem Gerät automatisch vom Bailout- in den Tauch-Modus um.

Der Bailout-Rebreather sollte natürlich so platziert werden, dass er in möglichst vielen Positionen die ideale Atemarbeit leisten kann. Dies ist physisch nur möglich, wenn sich die Gegenlungen in unmittelbarer Nähe des Brustkorbs des Tauchers befinden. Im Idealfall ist das Gerät vollständig in sich geschlossen und nimmt kein Gas aus den Bailout-Flaschen auf, daher ist es ratsam, eine Flasche für Sauerstoff und Verdünnungsmittel an Bord zu haben. Ein vollständig ausgerüstetes Gerät sollte idealerweise einen neutralen Auftrieb und minimale Abmessungen haben, um einfach zu handhaben zu sein und den Volumenbedarf des Auftriebskörpers nicht zu erhöhen.

Scrubber des Bailout-Rebreathers

Glücklicherweise werden Mythen über die Notwendigkeit, eine Scrubberreaktion einzuleiten, nun widerlegt. Das Absorptionsmittel wirkt von dem Moment an, in dem wir anfangen, davon zu atmen, und wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, dass wir lange voratmen müssen, wenn wir auf einen Bailout-Rebreather umsteigen (eine erste Voratmung ist immer noch erforderlich, um die Gesamtfunktionalität des Geräts zu überprüfen). Es ist nicht einmal notwendig, den Scrubber durch abwechselndes Atmen von einem Gerät zum anderen warm zu halten. Dies würde nur zu einer teilweisen Erschöpfung des Scrubbers führen und die Einsatzzeit verkürzen. Die einzige Ausnahme ist das hypothetische Tauchen in den Polarmeeren, wo die Wassertemperatur unter -2°C sinkt. In einer solchen Umgebung würde der vorbeatmete Scrubber einfrieren und völlig funktionsunfähig werden. Daher ist es in einer solchen Umgebung besser, ein klassisches OC-Bailout anstelle von CCR zu verwenden.

Wenn wir den Bailout-Rebreather nicht verwenden und die oben genannten Testverfahren nur während des Tauchgangs durchführen, ist der Atemkalk praktisch unbeeinflusst. Wenn die Kapazität des Scrubbers in der Primäreinheit erschöpft ist, ist es ratsam, den Scrubber von der Bailout-Einheit auf die Primäreinheit zu platzieren und den neuen Scrubber in die Bailout-Einheit zu füllen. Dadurch bleibt der Scrubber in beiden Geräten ständig frisch und einsatzbereit. Dieses Verfahren ist natürlich nur anwendbar, wenn beide Einheiten gleich sind, wenn auch in einer unterschiedlichen Konfiguration.

Ausreichende Praxis und Erfahrung

Es ist zu beachten, dass das Tauchen mit zwei Rebreathern in jeder Konfiguration wirklich eine der anspruchsvollsten Tauchpraktiken ist. Es ist alles doppelt zu beobachten, es ist schwieriger, die Tarierung aufrechtzuerhalten, besonders während des Aufstiegs. Der Taucher, der darüber nachzudenken beginnt, sich ein Bailout-Gerät zu besorgen, sollte ein sehr erfahrener Rebreather-Taucher sein und die Handhabung des Gerätes beherrschen. Persönlich empfehle ich mindestens 200 Stunden auf dem spezifischen Gerät, das der Taucher als sein Hauptgerät verwenden wird. Wenn der Bailout-Rebreather in einer anderen Konfiguration als das Hauptgerät oder sogar ein völlig anderes Gerät als das Hauptgerät verwendet wird, müssen Sie genügend Erfahrung mit dem Gerät selbst unter Wasser sammeln, bevor Sie es als Bailout-Rebreather verwenden.

Ein Hauch von Freiheit

Wenn wir die Tauchtechnik mit zwei Rebreathern beherrschen, bekommen wir ein unglaubliches Gefühl der Freiheit. Das Gefühl in der Tiefe, wenn wir weder durch die Zufuhr von Atemgas noch durch die Menge des Bailouts eingeschränkt sind, und das Wissen, dass man zig Minuten in 100 Metern Tiefe bleiben kann, ohne die Konfiguration ändern zu müssen. Mit nur einer Bailout-Flasche und einem Bailout-Rebreather eröffnen wir völlig neue Möglichkeiten.