Hyperoxie (Neurotoxisch)

Die neurotoxische Hyperoxie beruht auf der ZNS-O2-Intoleranz (ZNS Gehirn & Rückenmark) und ist auch unter dem Begriff Paul-Bert Effekt bekannt. Sie entsteht bei Atmung von einem Sauerstoffpartialdruck von > 1.0 bar. Der absolute pO2 Grenzwert beim Tauchen beträgt 1.6 bar.

Ursachen

  • Hoher pO2 produziert „freie Radikale“ (ebenso der Stoffwechsel, fettreiche Ernährung und Bewegungsmangel)
  • Verstärkung durch:
  • Stress, Anstrengung, CO2 im Körper, Kälte/Hitze, Unwohlsein, Krankheit, Medikamente (Pseudoephedrin Otrivin)
  • Bei Rebreathertauchern: Inflator verwechselt, Elektronikfehler, Sauerstoffventil (Solenoid) klemmt, Kalibrierung während dem Tauchgang

Einflussfaktoren

  • Gemisch
  • Tiefe
  • Expositionszeit
  • Anstrengung
  • CNS Belastung aus vorhergehenden Tauchgängen

Symptome

Die Symptome werden mit der Eselsbrücke CONVENTID zusammengefasst:
 

Symptome der Sauerstoffvergiftung
Kürzel Wortteil Symptome
CON vulsions Krämpfe
V ision Sehstörungen (Sichtfeld)
E ars Ohrgeräusche (Pfeifen, Rauschen)
N ausea Übelkeit
T witching Zuckungen (Gesicht, Lippen, Lider)
I rritability Verwirrtheit (Beklemmung, Angst)
D izziness Schwindelgefühl
    Atemnot (Alveolenwände)

Symptome treten meist ohne Vorwarnung auf, sind tagesform abhängig und führen meist zu ertrinken.

Tip: Hat der Spender die Vermutung, dass der Tauchpartner an einer Sauerstoff-Überversorgung (Hyperoxie) leidet – muss sofort auf das Bottom Gas (sofern dies einen geringeren Sauerstoffgehalt hat als das gerade geatmete Gas) gewechselt werden. Die Gefahr, dass beide einen Sauerstoffkrampf erleiden ist zu gross. In solchen Situationen ist davon auszugehen, dass Berechnungen oder Gasgemische nicht den Vorgaben entsprachen, oder fatale Fehler in der Planung unterlaufen sind. Erst nach dem das Gas gewechselt wurde kann man sich um den Tauchpartner kümmern.

Erholung

  • Meist 1 – 5min. nach Normalisierung
  • Danach folgen meist 5 – 10min. Bewusstlosigkeit
  • Opfer nicht an Oberfläche bringen bis Krämpfe aufgehört haben Gasembolie

Prävention

  • Tiefenbegrenzung einhalten
  • Zeitbegrenzung einhalten
  • Anstrengung minimieren

CNS Belastungsgrenzen gemäss der NOAA Tabelle

  • Beim Erreichen von max. 100% min. 24h Oberflächenpause
  • Beim Erreichen von >80% Airbreaks, min. 2h Oberflächenpause

Die Halbwertszeit der CNS-O2 Clock beträgt 90min, sprich nach 90 Minuten hat sich die CNS Bleastung halbiert.

  • 1 min. bei 1.6 bar = 2.22% CNS-Clock
  • 1 min. bei 1.3 bar = 0.56% CNS-Clock

pO2 Grenzwerte

  • 1.6 MOD, Deko (<21m)
  • 1.4 MOD Kaltwasser
  • 1.2/1.3 Standard Setpoint bei CCR
  • Bottom Mix -0.05 bei harter Arbeit, kaltem Wasser, langer Deko
  • Deko Mix -0.25 bei kaltem Wasser, langer Deko

Die Sauerstofftoleranz ist individuell und von der Tagesform abhängig. Daher führt ein Überschreiten dieser Empfehlungen nicht zwangsläufig zu Unfällen.

Fehlerzustände bei Rebreathern

  • Gefühl von Euphorie
  • Muskelzucken
  • Übelkeit
  • Ohrenläuten
  • Hör- oder Sehprobleme
  • Schwindelgefühl
  • High PO2 Alarm
  • Einatemlunge füllt sich schnell
  • Magnetventil klemmt „offen“