OOG - Out-Of-Gas / Gas-Sharing / S(afety)-Drill
Modifizierter Originaltext/Bilder von Wilke Reints
Eine der wichtigsten Übungen ist mit Sicherheit die OOG (Out-Of-Gas) Übung, zu Deutsch: „Ohne Gas-Situation“. Bei dieser Übung kommt der 2.10m lange Schlauch des Hauptatemreglers zum Einsatz. Diese Übung soll, genau wie im Sporttauchbereich, sicherstellen, dass Tauchpartner unter Wasser stets die zur Verfügung stehenden Atemgase in jeder Situation nutzen können.
Diese Übung sollte immer parat sein und auch einfach mal zu Beginn des Tauchgangs (ggf. unerwartet) durchgeführt werden. Es muss klar sein, dass das handling des langen Schlauchs und der Umgang mit der OOG Situation selber in "Fleisch und Blut" übergehen muss.
Übungsbeschreibung:
Wie führt man die Übung jetzt durch? Nun wie auch bei den bereits beschriebenen Übungen wird auch hier eine Einteilung in leicht verständliche aber ausführlich beschriebene Schritte vorgenommen.
Insgesamt lässt sich diese Übung in sechs (6) Schritte einteilen:
Schritt 1: Tauchpartner „Out-of-Gas“ signalisieren
Der ideale Fall stellt sich so dar, dass der Taucher bei einer Atemgasnot, seinem Tauchpartner ordentlich signalisiert, dass sein Gasvorrat nicht mehr zur Verfügung steht. Zu Trainingszwecken, wird dies auch bei dieser Übung exakt so durchgeführt. Dazu stellen sich beide Taucher gegenüber, tarieren sich neutral aus. Der Taucher der eine Atemgasnot simuliert, im folgenden als Empfänger bezeichnet, signalisiert seinem Tauchpartner, nachfolgend als Spender bezeichnet, das unter Tauchern übliche Handzeichen und nutzt die Lampe um das Notsignal abzusetzen. Es ist übrigens besser farbige Handschuhe zu tragen. Schwarzer Handschuh vor schwarzem Taucher ist nicht unbedingt hilfreich.
Schritt 2: Schlauchabgabe
Der Spender nimmt seinen Hauptregler aus dem Mund und reicht ihn mit der rechten Hand in Richtung des Empfängers. Dieser nimmt den Automaten entgegen und beginnt unverzüglich mit der Atmung. Wichtig bei diesem Schritt ist, dass der Spender den Automaten am Schlauch festhält und nicht nicht am Automaten. Also bitte nicht den Atemregler in die Hand nehmen, die Hand kann u.U. den Atemregler verdecken und der Empfänger kann den rettenden Automaten möglicherweise nicht erkennen. Neben der Erkennbarkeit, lässt sich der Automat für den Empfänger auch besser greifen.
Schritt 3: Kontaktaufnahme
Um sicherzustellen, dass beide Taucher die Tarierung halten, müssen sich die Taucher gegenseitig festhalten und beide auf den Tiefenmesser achten. Oft ist als Reaktion auf die Aufregung eine erhöhte Atemfrequenz, die dann leicht zu einem aufsteigen des Tauchers führen kann. Wird ein aufsteigen des Empfängers festgestellt, so kann der Spender die Tarierung vornehmen und das Wing ein wenig entlüften. Des weiteren soll der direkte Körperkontakt den Empfänger beruhigen.
Schritt 4: Schlauch freigeben
Da sich der Schlauch noch unter der Akku-Tank Lampe befindet, muss der Spender den Schlauch freigeben, dazu dreht er sich in die Richtung des Empfängers und hebt den Schlauch über den Akku-Tank. Erst jetzt steht die volle Schlauchlänge zur Verfügung. Unbedingt ist die Drehung Richtung Empfänger zu beachten, wird diese ausgelassen reisst man u.U. dem Empfänger den Atemregler aus dem Mund - was sicher nicht zielführend ist.
Schritt 5 (Optional): Sicherheit und Vertrauen schaffen
Um dem Empfänger zu beruhigen zeigt der Spender dem Empfänger sein Finimeter. So kann dieser schnell erkennen, dass ein ausreichend grosser Gasvorrat vorhanden ist und wird zusätzlich beruhigt.
Schritt 6: Gemeinschaftliches austauchen
Die Taucher positionieren sich, soweit die Umgebung dies zulässt, nebeneinander und leiten unverzüglich den Aufstieg ein. Dabei darf sich der Spender sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite des Empfängers befinden. Befindet sich der Spender (in Tauchrichtung) links, ist zu beachten, dass der Empfänger den Schlauch des Spenders in einer halben Schlaufe um den Kopf legt um aus dem Atemregler atmen zu können. Befindet sich der Spender rechts, so kann auf diese Schlaufe verzichtet werden. In beiden Fällen muss der Empfänger den Schlauch mit seiner freien Hand festhalten um ein ungewolltes losreissen zu vermeiden.
In Engstellen geht der Empfänger immer voraus. Der Spender hält Kontakt am Oberschenkel oder Oberarm des Empfängers und kann mittels Drücken oder Ziehen/Stossen mit dem Tauchpartner kommunizieren.
Besonderheiten:
Im tatsächlichen Falle eines Atemgasausfalls, dürfte sich sämtliche Ruhe und Besonnenheit in Luft auflösen. Die Realität wird wesentlich dramatischer ablaufen. In einer tatsächlichen Notsituation wird keine Zeit für Erklärungen sein – was zur Folge hat das der betroffene Tauchpartner direkt handelt, zum Atemregler greift und diesen förmlich aus dem Gesicht reisst.
Sollte während einer OOG Situation aus einer Stage geatmet werden, so wird der Stageautomat abgegeben und nicht der Hauptregler.
„Fixiert oder nicht fixiert"
Taucher können den Karabiner am Hauptregler mittels einer Caveline oder eines O-Rings (bzw. eines dünnen Kabelbinders) anbringen:
- Die Variante mit der Caveline stellt eine nicht lösbare Verbindung dar und verhindert, dass im Notfall der Hauptregler vom Karabiner abgerissen werden kann, wenn dieser am Harness verstaut ist. Ich möchte nicht der Taucher sein, der seinem Partner kein Atemgas zur Verfügung stellen kann, weil sich der Karabiner gerade nicht lösen lässt...
- Die "O-Ring Variante" hingegen ermöglicht das Abreissen des Hauptreglers, auch wenn dieser am Harness weggeklickt ist.