Pee Valve / Pinkelventil
Modifizierter Originaltext/Bilder von Wilke Reints
Jeder kennt es, der Tauchgang nähert sich der 60min. Grenze und die Natur verlangt ihren Tribut. Gedanken an einen Wasserfall eine Toilette oder einen Baum sind dann seelische Folterinstrumente. Kurz gesagt, ein Urinalventil erlaubt es dem Taucher unter Wasser zu urinieren.
Insbesondere das technische Tauchen käme ohne diese Erfindung nicht aus, dauern Tauchgänge doch in der Regel deutlich länger als 60min. Zudem erfordert eine effiziente Dekompression eine gute Hydration. Diese und der Henry-Gauer Reflex führen zu häufigem Urinieren, oder zumindest den Drang dazu.
Die alternativen Inkontinenz-Windeln haben eine beschränkte Kapazität und sind weniger hygienisch und erfordern langsames, regelmässiges urinieren. Sie sind jedoch für Frauen oft die beste Option.
Bei den Urinalventilen wird zwischen "balancierten" und "unbalancierten" Ventilen unterschieden.
- Unbalancierte Ventile sind in ihrem Aufbau einfachst gehalten. Ein Schlauch, der an einem speziellen Urinalkondom für Männer bzw. an einem She-P für Frauen angeschlossen wird, verbindet den Taucher mit der Aussenwelt. Eine mittels O-Ring gesicherte Aussenschraube schützt den Taucher vor Wassereinbruch. Diese Ventile haben den deutlichen Nachteil, dass der Anzug bei offener Schraube und nicht angelegtem Urinalkondom unmittelbar voll Wasser läuft. Daher ist diese Variante nicht zu empfehlen. Ferner muss der Taucher der Druckdifferenz zwischen dem Innenbereich des Trockentauchanzuges und der Aussenwelt mittels pressen überwinden - eine eher unangenehme Eigenschaft dieser Ventile.
- Die zweite Variante stellen die balancierten Ventile dar. Diese sind mit einem Rückschlagventil und einer separaten Entlüftung versehen. Durch das "balancieren" ist die Druckdifferenz minimal, und der Taucher kann völlig entspannt und ohne zusätzliche Druckaufbau der Natur freien Lauf lassen. Insbesondere Frauen können nur mit balancierten Ventilen einsetzen, die verwendeten Haftschalen dichten bei einem zusätzlichen Druckaufbau nicht sauber ab.
Grundsätzlich sollten bei jedem technischen Taucher ausschliesslich balancierte Ventile zum Einsatz kommen.
Urinalventile müssen demnach balanciert sein, über ein Rückschlagventil verfügen und zusätzlich manuell abdichtbar sein. Hersteller wie Halcyon, Heser, OMS und DIR-Zone haben entsprechende Produkte im Angebot.
Position des Pinkelventils
Die Position des Ventils im Anzug spielt eine wichtige Rolle. Es ist zu beachten, dass das Ventil leicht nach innen, zur Oberschenkelinnenseite angebracht werden muss. Primärer Grund dafür ist, dass sich der Taucher beim erklimmen diverser Einstiegsmöglichkeiten (z.B. Schlauchboote) nicht das Ventil unnötig abbreisst. Im Grunde muss das Ventil vor äusserer, mechanischer Belastung geschützt werden.
Nach der Nutzung des Ventils, wird dieses immer manuell verschlossen, nur so kann zuverlässig verhindert werden, dass Wasser auf Grund eines defekten Rückschlageventiles in den Anzug eindringt. Die Sicherungskappe sollte dazu immer aus einem "weichem Material" gefertigt sein sollte (z.B. PVC/Delrin). Aluminium ist völlig ungeeignet, Sand und kleinste Verunreinigungen können zu einer Blockierung der Sicherungskappe führen. Im Extremfall dreht der Taucher als Folge dessen das gesamte Ventil aus dem Anzug, was unmittelbar zum extremen Wassereinbruch führt.
Das Ventil sollte nach dem Tauchgang mit einer leichten Seifenlauge ausgespült werden. Im Notfall reicht es auch, wenn der Taucher etwas Wasser durch den Schlauch presst und damit die Rückstände beseitigt, ansonsten wird das Ventil auf Dauer verkleben. Um auszuschliessen, dass mit einem verklebten Ventil abgetaucht wird, muss das Ventil vor dem Tauchgang kurz durchgeblasen werden.