Ventilmanagement
Modifizierter Originaltext/Bilder von Wilke Reints
„Ventilmanagement? Was ist das?“ heisst es meist zm Stichwort "Valve-Drill". Diese Übung trainiert das Erreichen der eigenen Ventile und zwar in jeder Situation – somit kann sie als die wichtigste Übung definiert werden. Wer diese Übung beherrscht gewinnt ein grosses Stück an Unabhängigkeit unter Wasser. Und es sollte zur Angewohnheit werden, diese Übung vor jedem Tauchgang durchzuführen um so sicherzustellen, dass die Ausrüstung einwandfrei erreichbar und vorbereitet ist.
Natürlich muss die Doppelflasche mit zwei Automaten und den entsprechenden Schlauchlängen bestückt sein. Oberstes Ziel ist es dabei, alle Ventile des Rückengerätes vollständig zu öffnen und vollständig zu schliessen. Ein Tauchpartner ist nicht immer zur Stelle und garantiert auch keine korrekte Beherrschung der Situation.
Übungsbeschreibung:
Die nachfolgenden Zeilen lesen sich komplizierter als sie eigentlich sind. Der Taucher muss eine horizontale Lage einnehmen, damit das Gewicht der Flaschen nicht die Ventile nach unten ziehen kann. Muss der Taucher an den Flaschen rütteln, oder diese sogar nach oben schieben, stimmt die Konfiguration bzw. die Wasserlage nicht. Die Ventile müssen einfach erreichbar sein. Es wird immer gerade nach hinten gegriffen, schmerzhafte Verrenkungen durch seitliches hingreifen sind ebenfalls ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt.
Ist man einmal im Wasser und will diese Übung durchführen hilft der Leitsatz:
1. Von Rechts nach Links durcharbeiten, dabei immer prüfen ob auf dem jeweils anderem Automat der volle Druck ansteht
2. Bitte daran denken, dass wenn Ventile geschlossen werden die Lampe dazu verwendet wird ein Notsignal zu geben. Beim öffnen der Ventile braucht dieses Signal nicht gegeben werden. Im Prinzip soll dem Taucher antrainiert werden, dass er die Lampe im Notfall auch tatsächlich so früh wie möglich nutzt.
Insgesamt handelt es sich um sieben Schritte.
Schritt 1: Horizontal austarieren & Valve Drill beim Partner "anmelden"
Um die Übung zum Erfolg zu führen, ist eines gleich zu Beginn Kriegs-Entscheidend - der Taucher muss ruhig und sauber austariert sein; Hektik ist hier fehl ab Platz! Ändert sich während der Übung die Wassertiefe muss dies über die Atmung ausgeglichen werden. Um während der Übung die Position halten zu können, wird ein Punkt unter Wasser fixiert, der während der gesamten Übung nicht mehr aus den Augen gelassen wird. Die Übung sollte in einer Tiefe von drei bis fünf Metern erfolgen, nicht tiefer. Hat sich Ruhe und eine perfekte Wasserlage eingestellt, wird der Tauchpartner darüber informiert, dass der Übungsstart unmittelbar bevor steht. Dazu zeigt der Taucher zuerst auf sich selber und deutet mit seinen Fingern an, dass er die Ventile schliessen will. Erst wenn der Partner mit einem OK bestätigt hat, wird zu Schritt 2 übergegangen.
Schritt 2 (optional): Der Bubble Check
Zu allererst sollte die Übung mit dem so genannten "Bubble Check" beginnen. Dieses Prozedere stellt sicher, dass die Ventile, Schlauchverbindungen und Automaten dicht sind und Atemgas nicht unbemerkt entweicht. Der Bubble Check an sich ist äusserst einfach. Die Taucher stellen sich horizontal gegenüber, der erste Taucher signalisiert seinem Tauchpartner das Bubble Check Zeichen und kippt ein wenig nach vorne, dadurch erhält der Tauchpartner einen freien Blick auf alle Ventile des Rückengerätes seines Tauchpartners. Hält der nach vorne gebeugte Taucher kurz seinen Atem an, kann der beobachtende Tauchpartner sofort eine Undichtigkeit erkennen (schliesslich perlt dort Atemgas aus). Stellen die Taucher keine Undichtigkeit fest, wird zu Schritt 3 übergegangen.
Schritt 3: Ventil des Hauptautomaten schliessen
Bevor das Ventil des Hauptautomaten geschlossen wird, muss überprüft werden ob der Backup, auf den dann gewechselt werden soll, bereits unter Druck steht. Dazu reicht ein kurzes betätigen der Luftdusche des Backupreglers. Die aufsteigenden Luftblasen signalisieren die Betriebsbereitschaft. Nach dem die Funktion des Backup überprüft wurde, wird das Ventil des Hauptautomaten mit der rechten Hand geschlossen. Die Drehrichtung ist automatisch vorgegeben, weil das Ventil bereits an Land vollständig bis zum Anschlag geöffnet wurde. Während des Schliessvorganges wird mit der eingeschalteten Lampe ein Notsignal abgesetzt. Ist das Ventil geschlossen wird der Hauptautomat vollständig leer geatmet und die Übung bei Schritt 4 fortgesetzt.
Schritt 4: Wechsel auf Backup und öffnen des Ventils für den Hauptautomaten
Daher der Backup vorher getestet wurde, kann er nun beruhigt verwendet werden. Bei dem Einsatz einer Lampe ist darauf zu achten, dass der Tauchpartner nicht geblendet wird. Während aus dem Backup geatmet wird, wird der Hauptregler in den rechten D-Ring eingeklickt. Jetzt wird erneut mit der rechten Hand zum Ventilrad des Hauptautomaten gegriffen um dieses wieder zu öffnen. Das Ventil wird bis zum "Anschlag" geöffnet und nur minimalst zurückgedreht. Die Verwendung der Luftdusche stellt sicher, dass der Hauptregler wieder einsatzbereit ist. Erst jetzt wird der Hauptautomat wieder ausgeklickt und gegen den Backupregler ausgetauscht.
Schritt 5: Tauchflaschen schliessen und wieder öffnen
Nun wird erneut mit der rechten Hand in Richtung Ventile gegriffen, dieses Mal wird das Ventilrad der Brücke bedient. Während des Schliessens wird wieder mit der Lampe ein Notsignal gegeben. Nach dem erneutem Öffnen bleibt die Brücke während des gesamten Tauchgangs geöffnet!
Schritt 6: Ventil des Backup Automaten schliessen und wieder öffnen
Der Taucher wechselt die Lampe von Links nach Recht und greift mit seiner linken Hand zum Ventilrad des Backupautomaten und beginnt das Ventil zu schliessen, auch hier wird wieder ein Notsignal abgegeben. Der Hauptregler wird dabei völlig normal weiter geatmet. Nachdem das Backup Ventil geschlossen wurde, wird der Automat durch das betätigen der Luftdusche vollständig entlüftet. Im Anschluss daran wird das Backup Ventil wieder geöffnet. Ein kurzes betätigen der Luftdusche gibt die Sicherheit, dass der Backup Regler wieder betriebsbereit ist.
Schritt 7: Prüfen aller Ventile & kurzer Fini-Check (optional)
Der letzte Schritt besteht darin, zu überprüfen ob alle Ventile korrekt geöffnet sind, dazu wird jedes Ventil kurz geprüft, zuerst der Hauptregler, dann die Brücke und zum Abschluss das Backup-Ventil. Ein abschliessender Blick auf das Finimeter bestätigt, dass ausreichend Gas zur Verfügung steht und der Tauchgang kann beginnen...
Besonderheiten:
Bei hypoxischen Atemgemischen, also Atemgemische die an der Wasseroberfläche nicht atembar sind, kann der Bubble Check auch bereits an der Wasseroberfläche durchgeführt werden. Dazu drückt man die Brücke des Tauchpartners unter Wasser (dieser sollte sich in einer Rückenlage befinden) und beobachtet ob irgendwo Atemgas entweicht.